Motorsporterlebnisse der besonderen Art
Am 13. November genoss Leon Hasenkamp gleich mehrere Events in der Motorsport Arena in Oschersleben: An seinem Geburtstag gab es dort neben einer Testmöglichkeit des neuen Opel Corsa e-Rally auch die deutsche Sichtung des FIA Rally Star Programms.
Das FIA Rally Star Programm ist eine neu ins Leben gerufene, sehr weitreichende Förderung der FIA. Das Programm umfasst eine weltweite Sichtung mit kleinstmöglichen Einstiegshürden. Der erste Schritt des Programms sind die nationale Sichtungen über Slalom- und Digital-Challenges. Die besten jedes Landes werden zu einem Kontinentalfinale eingeladen, wo neben fahrerischen Prüfungen mit Cross-Buggys auch zahlreiche Performancetests, wie bspw. Fitness- oder Konzentrationstests, anstehen. Die nun stark selektierte Auswahl darf sich dann im ersten Jahr über ein volles Rallye-Testsaison freuen. Die fünfjährige Förderpyramide reicht dann für den besten Teilnehmer letztendlich bis in die WRC 2. „Für mich und viele andere Motorsportler ist das eine große Chance. Zwar wird es schwer, sich gegen so viele Teilnehmer durchzusetzen, unmöglich ist es aber nicht.“
Die deutsche Slalom Challenge wurde von der Rallye-Beifahrerin Tanja Geilhausen betreut. In der Motorsport Arena in Oschersleben traten etwa 120 Teilnehmer:innen in sechs Gruppen gegeneinander an. Der Parcours ähnelte dabei eher einer sehr kleinen Motorkhana-Strecke als eines normalen Slalomparcours. Gefahren wurde auf drei Hyundai i20. Aus jeder Gruppe kamen die drei besten Fahrer, sowie die beste Dame in die „Stage 2“. „Slalomsport war nie meine wirkliche Paradedisziplin, über Top 5-Ergebnisse habe ich mich schon immer gefreut. Von daher habe ich mir realistisch gesehen keine großen Chancen ausgerechnet. Dazu waren echt viele bekannte Gesichter vor Ort und viele waren bereits ausgeschieden.“ Doch am Ende lief es besser als erwartet: Nach einem schlechten Testlauf konnte er sich im ersten Wertungslauf etwas steigern. Beim finalen Versuch verbesserte sich Leon erneut und fuhr die bis dato fünftschnellste Zeit. In seiner Gruppe war er damit zeitglich mit dem Zweitplatzierten. Da in der Stage 1 nur die schnellste Zeit zählt, reichte das zum Weiterkommen. „Das Ergebnis übertrifft meine Erwartungen. Im Finale ist dann alles möglich.“
Im Finale wurde der Streckenverlauf verändert und der Reifendruck auf der Hinterachse erhöht. So wollte man Gripverlust erzwingen, um es noch etwas schwieriger für die Teilnehmer:innen zu machen. Allgemein waren die Regeln etwas strenger als beim normalen Slalom: Zwar verlor man bei einem Pylonenfehler nur eine Sekunde, beim zweiten Pylonenfehler wurde aber direkt die Zeit gestrichen. Dazu gab es keine simple Zieldurchfahrt, sondern eine Bremszone, an dessen Ende ein Hütchen stand. Bei Berührung dieser Bremspylone wurde die Zeit ebenfalls annulliert. Anders als in Stage 1 wurden im Finallauf beide Wertungszeiten kumuliert. Eine gestrichene Zeit bedeutete also direkt das Aus. Leon fuhr zwar ohne Pylonenfehler, aber dennoch unsauber und konnte daher keine Topzeiten setzen. Trotzdem reichte es am Ende noch für Gesamtrang 11. „Insgesamt nehme ich das Ergebnis gerne mit. Die Konkurrenz war stark und das Teilnehmerfeld sehr groß. Dennoch ärgere ich mich über die vergebene Chance. Bis zu Rang 5 hat nicht allzu viel gefehlt“
Neben der Top 5 schaffte es noch die beste Dame, sowie der Sieger der Digital-Challenge in das Kontinentalfinale nach Buxtehude. „Ich freue mich, dass bei den deutschen Qualifizierten gleich drei mir bekannte Gesichter dabei sind und drücke die Daumen für ein erfolgreiches Wochenende im Europafinale.“
Fotos vom DMSB (@racpic)
Neben der FIA Rally Star Sichtung, die über den ganzen Tag verteilt stattfand, bot Opel Motorsport am anderen Ende des Geländes noch ein ganz besonderes Event an: Junge Motorsportler konnten im Rahmen des ADAC Opel e-Rally Experience Day einen von vier neuen Opel Corsa e-Rally testen. Die Teilnahme war komplett kostenlos, allerdings gab es nur eine begrenzte Zahl an Plätzen. „Ich wollte mir die Chance natürlich nicht entgehen lassen und habe mich sofort registriert. So eine Gelegenheit gibt es nicht oft. Ein schönes Geburtstagsgeschenk für mich!“ Marijan Griebel, frischgebackener Meister der deutschen Rallyemeisterschaft und Junioren Europameister, erklärte den Teilnehmern die Besonderheiten des Fahrzeugs und stand bei Fragen zur Verfügung. „Die Betreuung vom ganzen Opel-Team war super. Alle waren sehr hilfsbereit und sehr sympathisch.“ Während zwei Fahrzeuge für die kommenden Teilnehmer vorbereitet wurden, durften zwei weitere Teilnehmer jeweils ihre Erfahrungen auf der Kartbahn in Oschersleben sammeln. Dort konnten die Rallyefahrzeuge dank eines veränderten Streckenverlaufs getestet werden. Zudem wurde nach einer kurzen Pause die Fahrtrichtung gewechselt. Nach circa 20 Minuten Fahrzeit ging es zurück zum Service-Pavillon. „Das Auto fuhrt sich sehr angenehm. Leider war es schwer abzuschätzen, wie viel davon von der guten Gewichtsverteilung und wie viel von diesem Gefühl alleine von den Reifen kam. In der ADAC Weser-Ems Rallyesprint-Serie verwenden wir lediglich Straßenreifen, weshalb das bereits einen großen Unterschied gemacht hat. Der Gripunterschied war schon immens. Trotz des Gewichts war der Opel sehr agil. Interessant war es, dass keine Schaltung und keine Kupplung vorhanden war. So konnte man sich vollkommen auf seinen Fahrstil konzentrieren. Linksbremsen fand ich auch direkt sehr angenehm, da ich es vom Simracing gewohnt bin. Da es keinen Bremskraftverstärker gab, war auch der Bremsdruck sehr ähnlich zu meinen Erfahrungen aus meinem Simracing-Rig, in dem ich ein hochwertiges Load-Cell-System verwende. Ich war überrascht, wie ähnliche sich das Bremspedal angefühlt hat.“
Der ADAC Opel e-Rally Experience Day fand so viel positiven Anklang, dass vielen Anfragen abgesagt werden musste. Möglicherweise wird der Test daher erneut angeboten, um noch mehr Leuten die Chance auf einen Test zu geben.
„Der Tag war überragend! Es hat natürlich auch sehr gut gepasst, dass es zufällig auf meinen Geburtstag gefallen ist und ich wegen der FIA Sichtung eh schon in Oschersleben war. Zwischen den Veranstaltungen konnten wir uns noch frei auf dem Gelände bewegen und so zum Beispiel beim VW Up! Cup zuschauen, bei dem es ein sehr spannendes Rennen zu sehen gab. Die NATC sorgte dann noch für angenehme Soundkulisse.“
Apropos NATC: Mit Werner und Karsten Uetrecht hat der Lübbecker AC den NATC Meister von 2020 in den eigenen Reihen. Am 14.11. waren auch sie wieder am Start, allerdings nicht mit dem Meisterauto. Trotzdem stellten sie den E30 im Qualifying auf Platz 3.
Fotos vom DMSB
Fotos von Opel Motorsport